11. April 2014

"Über die Absolutheit Allahs" (ein Beitrag meines Bruders)

Eine Gebetsformel




Ungefähre Bedeutung:
Es gibt keinen Gott außer Allah. Er ist der Ein und Einzige. Er hat keine Teilhaber. Ihm gehört alles Hab und Gut und ihm gebührt all Dank und Lobpreis. Er gibt das Leben und den Tod. Er ist der Lebende, der niemals stirbt. Alles Gute liegt in seiner Hand und er ist aller Dinge Mächtig und zu ihm ist die Heimkehr.

Diese sehr wertvolle Gebetsformel besteht aus elf Teilaussagen, die jeweils eine Botschaft beherbergen. Jede von ihnen ist sehr wichtig und wertvoll für uns. Daher wollen wir diese Botschaften erkennen und verstehen.
Doch vor der Analyse dieses bedeutungsvollen Satzes sollten wir einige Tatsachen in Erfahrung bringen.
Als erstes müssen wir verstehen, welche Rolle der Glaube an Allah in der Schöpfung spielt. Dazu machen wir uns ein recht kurzes und oberflächliches Bild von der Schöpfung und fangen mit unserer Erde an.

5. April 2014

Keiner hat das Recht, gegen Gott zu klagen

Falls du in deiner Krankheit oder in deinen Problemen aufgehört hast, Gott zu danken und dich stattdessen beschwerst, bedenke, dass eine Beschwerde nur bei einer Rechtsverletzung Sinn macht.  Es ist aber keines deiner Rechte verletzt worden, sodass du klagen dürftest. Im Gegenteil, du stehst in der ewigen Dankesschuld Gottes und zwar in aller Hinsicht, jedoch kommst du dieser Dankespflicht nicht nach. Ohne Gottes unendlichen Rechtsanspruch auch nur gedanklich zu erfüllen*, beschwerst du dich, als hättest du das Recht darauf.
Wenn wir zum besseren Verständnis die Gaben Gottes mit höhenunterschiedlichen Stufen vergleichen würden, wäre es nicht nur unfair, sondern auch selbstschädigend für uns, wenn wir auf die höheren Stufen hinaufschauen und uns über die Stufe beschweren, auf der wir uns befinden. Fehlt dir ein Auge, schaue auf die Blinden, humpelst du, denke an einen Rollstuhlfahrer und danke Gott vom ganzen Herzen für die wertvollen Dinge, die er dir geschenkt hat. Eine klagende Haltungsweise gegen unseren gütigen Schöpfer ist völlig inakzeptabel und auch moralisch nicht vertretbar. Folgendes Gleichnis soll dir helfen, diese Tatsache sowohl gedanklich als auch emotional zu verinnerlichen:

Ein gütiger Herr holt einen bedauernswerten Mann von der Straße und rettet ihn aus der Kälte und Finsternis. In seinem Gebäude, das mit jedem weiteren Stockwerk schöner und komfortabler wird, bittet er ihn immer weiter nach oben. Zusätzlich zu der Güte, dass er umsonst hausen darf, erweist der edle Herr in jedem seiner Stockwerke diesem Mann eine weitere Güte oder übergibt ihm ein weiteres Geschenk. Bis er schließlich auf dem obersten Geschoss ankommt, welche die schönste Etage ist. Der Mann darf hier nicht nur umsonst wohnen, sondern bekommt auch das bisher größte und erfreulichste Geschenk.
Alles was dieser edle Herr von dem bedauernswerten Mann erwartet ist Zufriedenheit und Dank. 
Falls jedoch nun dieser ungehobelte Kerl  all diese Geschenke und Wohltaten vergisst oder abwertet, seine Blicke nach oben wendet und klagt: "Wenn  dieses Gebäude doch bloß etwas größer wäre und ich noch höher steigen könnte. Warum ist es eigentlich nicht so hoch wie dieser Turm hier oder dieser Berg dort drüben?", wenn er sich nur noch beschwert und meckert, was für eine unmenschliche Undankbarkeit, wie unfair und ungerecht gegenüber dem edlen wäre Herr wäre das??

Jetzt achte einmal nach diesem Gleichnis auf deine eigene Lage: Du bist aus der ewigen Finsternis des Nichts errettet und mit einer Existenz beschenkt worden.Sonst wärst du für immer und ewig nichts, nichts und wieder nichts geblieben, ohne überhaupt zu wissen oder zu fühlen, dass du nichts bist. Dieses ist Tausende Male schlimmer als die finstere, kalte Straße, von der dieser Mann im Beispiel errettet wurde.
Weiterhin ist es bei einer bloßen Existenz nicht geblieben, denn auch Steine existieren. Vielmehr hast du ein Leben bekommen. Auch das ist ein so großes Geschenk, dass es schwer wird, seinen Wert mit Worten zu beschreiben. Aber es geht noch weiter... Auch Pflanzen besitzen ein Leben, aber du hast eine Seele bekommen, die einem Juwel gleicht, für das man sich ewig bei seinem Schöpfer bedanken sollte. Er ist also so gut zu dir, dass er dich sogar in diesem reichlich bescherten Zustand immer noch weiter nach oben auf den Stufen der Gaben holt. Doch auch die Tiere besitzen eine Seele. Du aber duftest eine weitere Gabensstufe aufsteigen und hast ein Bewusstsein bekommen. Somit stehst du über den Tieren, die Allah dir in den Dienst gestellt hat. Als Mensch und Muslim** bist du mit vielen Organen und Sinnen, körperlichen und geistigen Fähigkeiten und Eigenschaften ausgestattet und hast seit deiner Geburt unzählige Geschenke bekommen, die diesen Eigenschaften gut tun. Selbst jeder Atemzug oder jeder schöne Lichtstrahl ist in Wirklichkeit ein Geschenk Gottes an dich, auf das du eigentlich gar keinen Anspruch hast. Der einzige Grund für diese Geschenke ist nicht dein Anspruch, sondern die Güte Gottes. Wenn er dir das Augenlicht nimmt, hat er nichts von dir weggenommen, sondern nur seine Gabe nicht fortgesetzt. Anstatt dich über die Zukunft ohne Augenlicht zu beschweren, ist es logischer und gerechter, dich wegen dem Augenlicht zu bedanken, dass du unzählige Sekunden in der Vergangenheit bekommen hattest. Sonst bist du schlimmer als ein Bettler, der gegen einen gütigen Herrn klagt, welcher ihn jahrelang mit Spenden besorgt hat und jetzt aus ein wichtigen Gründen keine Spenden mehr gibt.
Außerdem darfst du nicht vergessen, dass dein Schöpfer allwissend und allgütig ist. Das bedeutet, dass es einen sehr wichtigen Sinn hat, warum dir manche Geschenke wieder entzogen werden. Wenn du dich geduldest und dich bei Gott für alles andere, was er dir geschenkt hat, bedankst, wirst du nicht nur in dieser Welt den inneren Frieden als vollkommenen Trost gegen den Verlust dieser einen Gottesgabe verspüren, sondern dich auch im Jenseits über diesen Verlust freuen, da er sich positiv für dein Glück im Jenseits ausgewirkt hat.



Du und dein Hab und Gut wart in der untersten Stufe. Auf die darauf folgenden Stufen hast du keinen Anspruch, sie sind reine Geschenke aus der Güte Gottes. Außerdem darf man nicht vergessen, dass jede obere Stufe mit unzähligen weiteren Gaben zusammenhängt.



Fazit:

Der vernünftige Mensch sagt angesichts eines Leidens: "Von Allah sind wir und zu Ihm werden wir wieder zurückkehren." 
Das ist auch das, was der Allmächtige uns Muslimen empfiehlt (vgl. Sure 2, Vers 156). 


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 *Wir könnten Gott niemals für alles, was er uns gegeben hat, genug bedanken, doch mit dem Wunsch, dies tun zu können, uns überhaupt bedanken.
** Wenn du kein Muslim bist, so ist das dein wahres Problem, das größer ist, als alle deine Krankheiten und Leiden zusammengenommen. Denn der Islam ist der Trost gegen alle deine Probleme in dieser Welt und gleichzeitig eine Garantie für den Eintritt ins Paradies, wo du auf alle Ewigkeiten gar keine Probleme haben wirst.

15. März 2014

Drittes Fenster


Die Verwaltung, Erziehung, Leitung und Versorgung Hunderttausender unterschiedlicher Pflanzen- und Tierarten* in vollkommener Ordnung und richtiger Anordnung ohne ein einziges Individuum zu vergessen oder zu verwechseln, obwohl jede Art eine verschiedene Nahrung, eine verschiedene Form, verschiedene Waffen, verschiedene Kleidungen, eine verschiedene Erziehung und eine verschiedene Erlösung** benötigt, ist so ein klares Zeichen, dass es keinerlei Zweifel aufkommen lässt und ein sonnenheller Beweis für die Existenz und Einheit eines einzigen Schöpfers. Wer außer jemand, der eine unendliche Macht, ein alles umfassendes Wissen und eine grenzenlose Weisheit besitzt, könnte sich je in dieses unglaubliche Wunder der Verwaltung einmischen?
Niemand außer dem Schöpfer könnte sich in das kleinste Detail dieser Verwaltung einmischen oder das kleinste Geschöpf selbst erschaffen. Denn einer, der nicht alle miteinander verzahnten Arten auf einmal gemeinsam leiten kann, würde alles durcheinander bringen, wenn er Herr auch nur eines einzigen Geschöpfes sein möchte, weil alles mit allem zusammenhängt. Doch wir sehen kein Durcheinander und kein Chaos, sondern stattdessen eine vollkommene Ordnung in der Natur. Also kann auch kein Zufall oder irgendein anderer Faktor*** außer Allah die Verwaltung eines Geschöpfes übernehmen, so klein dieses Geschöpf auch sein mag. Allah ist der einzige Erschaffer, Versorger und Verwalter und macht uns auch im heiligen Koran auf diese Makellosigkeit im Kosmos aufmerksam, wenn er sinngemäß sagt:

Der die sieben Himmel in Schichten erschaffen hat. Keinen Fehler kannst du in der Schöpfung des Allerbarmers sehen. So wende den Blick (zu ihnen) zurück: erblickst du irgendeinen Mangel? Dann wende den Blick abermals zum zweiten Mal zurück: so wird dein Blick nur ermüdet und geschwächt zu dir zurückkehren

(Sura 67 Vers 3-4, Al-Quran Al-Karim (ungefähre Bedeutung)
Muhammad Ibn Ahmad Ibn Rassoul.)


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*Unter diesen Arten gibt es solche, die in Bezug auf die Zahl der Individuen während eines einzigen Jahres, die Zahl der Menschen von Adam bis zum Weltuntergang übertrifft, z.B. die Art der Fliegen.

** Damit ist der Eintritt ins Jenseits, also in die Errettung gemeint. Interessant daran ist insbesondere die Ordnung in dem Todesprozess. Jedes Tier hat eine andere Populationsdichte und bildet zusammen mit den anderen Tieren ein Gleichgewicht in der Natur, die eigentlich bei einer Störung der Geburts- und Sterberate ins Wanken geraten musste. Doch selbst der Tod unterliegt einem höheren Befehl und stört dieses Gleichgewicht nicht.

*** Selbst die intelligenten Menschen können das nicht, denn auch sie handeln nur mit der Kraft, die Allah ihnen gegeben hat und den Körperorganen, die Allah erschaffen hat. Sie handeln -auch wenn sie von Allah mit einem freien Willen ausgestattet wurden- trotzdem nach dem Plan Allahs, der alles im Schicksal festgehalten und vorherbestimmt hat. Dies widerspricht nicht dem freien Willen. Eine Abhandlung über das Schicksal wird -so Allah will- irgendwann in diesem Blog noch erfolgen.

12. Februar 2014

1. Fenster

Das erste Fenster stellt den Aspekt der Bedürfnisbefriedigung dar.  Aus diesem Fenster sehen wir, wie unzählig viele notwendigen Dinge für die verschiedensten Bedürfnisse und Wünsche von abertrialliarden an Lebewesen aus unerwarteter, ihren Händen unzugänglicher, ihnen bis dahin unbekannter Quelle bereitgestellt und Ihnen im rechten Augenblick zur Hilfe gegeben werden, obwohl diese bedürftigen Lebewesen selbst das Kleinste ihrer Wünsche nicht aus eigener Kraft erfüllen könnten.
Betrachte einmal dich selbst als eine Verdeutlichung dieser Tatsache. Wie viele Dinge du brauchst und geschenkt bekommst, die du dir niemals mit eigener Hand verschaffen könntest: angefangen von deinen inneren Organen, Herz,Verstand, Geist, deiner äußeren Sinne und all die materiellen und nichtmateriellen Stoffe, die deine körperlichen und geistigen Komponenten benötigen. Das Gleiche gilt auch für jedes andere der abertrilliarden an Geschöpfen.
Jedes einzelne Geschöpf ist auf diese Weise ein eindeutiger Beweis dafür, dass notwendigerweise jemand existieren muss, der ihnen hilft. Denn die Befriedigung so vieler verschiedener Bedürfnisse, Sekunde für Sekunde, schließt den Zufall völlig aus. Mit jedem weiteren Geschöpf, das wir betrachten, wird die ohnehin nicht vorhandene Wahrscheinlichkeit immer sicherer ausgeschlossen undzwar viel unwahrscheinlicher als hintereinander im Lotto zugewinnen. Wenn wir nun alle diese unzähligen Geschöpfe zusammennehmen und alle ihre Beweise zu einem Gesamtbild zusammentragen, verweist dieses Bild - noch klarer und stärker als das Tageslicht auf die Sonne verweist- auf einen notwendigerweise existierenden Schöpfer, dem Einen und Einzigen (1). In logisch zwingender Weise ist er ein freigiebiger, allbarmherziger, erziehender Schöpfer, der in seiner Einheit alles perfekt leitet und verwaltet.
Wie könnte jemand, der seinen eigenen Versorger und Schöpfer leugnet, diese unendlich vielen Taten Gottes erklären, die alle so voll Weisheit, Umsicht und Barmherzigkeit sind? Etwa durch die taube Natur? Oder vielleicht durch die blinden Kräfte? Oder etwa mit dem unberechenbaren Zufall? Wollte er Gottes Taten vielleicht auf armselige und leblose Ursachen zurückführen?








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(1)
Sowohl der Zufall als auch mehrere Götter sind ausgeschlossen, da die Versorgung so vieler verschiedener Bedürfnisse in vollkommener Ordnung abläuft und somit einen einzigen Schöpfer aufzeigt, der alles in allem lenkt und nichts durcheinander bringt. Viele von uns kennen sicherlich das Sprichwort "Viele Köche verderben den Brei", welches auf den gleichen Sachverhalt verweist, nur dass die Versorgung so vieler verschiedener Bedürfnisse in vollkommener Ordnung auch entsprechend komplexer ist und deshalb viel eher nach einem einzigen Schöpfer verlangt.

2. Februar 2014

Mehr Erfolg, weniger Sorgen, mit einer tiefsinnigen Gebetsformel

Möchtest du wie eine zarte Pflanze, die durch den harten Asphalt hervorsticht, die harten Hürden deines Arbeits- und Schulalltags durchbrechen? Wie ein feuerfestes Hemd, das dem größten Hausbrand trotzt, mit deiner Psyche, Seele und deinem Herzen, die Flammen deiner sozialen Probleme heil und munter überstehen? Unter dem Schutz eines Allmächtigen frei von allen Gefahren und Ängsten sein?
Dann sprich die folgende mächtige Gebetsformel  mit der Zunge aus, während du mit ganzem Herzen an ihren Inhalt glaubst und ihn innerlich fühlst und auslebst. 
Die Kurzversion der Formel lautet "Bismillah", 
die lange Version der Formel "Bismillahirrahmanirrahim". 
Damit du dich von dieser Tatsach überzeugen kannst und somit an diesem segensreichen Spruch festhältst, empfehle ich dir wärmstens, folgende Geschichte mit Bedacht und allen Sinnen zu lesen. Diese Geschichte -besser gesagt dieses Gleichnis- stammt von dem liebenswürdigen Gelehrten Said Nursi, der sich für das Wohl und den Frieden der Menschheit geopfert hat. Es handelt sich hier um einen Teil seines Briefes an einen Schüler, den ich sinngemäß übersetzt und an einigen Stellen auch zwecks der Verständlichkeit für Neueinsteiger erläutert und angepasst habe. Meine ungefähre Übersetzung kann den Originaltext niemals in voller Qualität wiedergeben.

Auszug aus dem ersten Wort des Risale-i Nur Gesamtwerkes


„Bismillah ist der Beginn alles Guten. Auch wir beginnen mit ihm. Wisse, oh mein Nefis[2]: So wie dieses gesegnete Wort ein Zeichen des Islam ist, so ist es auch ein immerwährendes nonverbales Gebet der gesamten Schöpfung.
Willst du verstehen, was für eine große, unerschöpfliche Kraft und welch ein nicht enden wollender Segen „Bismillah“ ist, so betrachte folgendes Gleichnis und höre zu:
Wer durch die beduinisch-arabische Wüste reist, sollte sich unbedingt in Obhut eines Stammesfürsten begeben und in seinem Namen reisen, damit er sich vor den Gefahren der Räuber schützen und seine Bedürfnisse erfüllen kann. Unternimmt er die Reise dagegen auf eigene Faust, so wird er angesichts seiner unzähligen Feinde und Bedürfnisse verelenden. 
Für solch eine Reise begaben sich einmal zwei Männer in die Sahara. Der eine von ihnen war bescheiden, der andere aber hochmütig... Der Bescheidene erbat den Schutz eines Fürsten und reiste in seinem Namen, der Hochmütige aber nicht... Der Erste bewegte sich überall in Sicherheit. Begegnete er einem Räuber, so nannte er nur den Namen des Stammesfürsten, sodass der Räuber ihm nichts antun konnte und weiterzog. Trat er in ein Zelt ein, wurde er bei Nennung dieses Namens in Ehren aufgenommen.
Dahingegen geriet der Stolze während der gesamten Reise in solche Schwierigkeiten, die man kaum beschreiben kann. In Angst und Not musste er ständig zittern und betteln. Er wurde entwürdigt und blamiert.

Nun denn, oh mein hochmütiger Nefis[2]! Dieser Reisende bist du. Die Wüste in dem Gleichnis wiederum symbolisiert unsere Welt. Deine Schwäche und Armseligkeit sind grenzenlos. Deine Feinde sind zahllos und deine Bedürfnisse unendlich[3]. Weil das aber so ist, handle nur im Namen Allahs, des wirklichen Besitzers und ewigen Herrschers dieser Welt, damit du davor bewahrt bleibst, in aller Welt betteln zu müssen und vor jedem Ereignis zu zittern…
In der Tat ist diese Gebetsformel, ein so gesegneter Schatz, dass sie für dich eine Beziehung zur unendlichen Macht und Barmherzigkeit des Schöpfers herstellt und deine grenzenlose Schwäche und Bedürftigkeit als Fürsprache für dich bei dem allbarmherzigen Allmächtigen einlegt. Wer mit diesem Wort, also im Namen von Allah handelt, gleicht einem Mann, der sich als Soldat rekrutieren lässt und im Namen des Staates handelt, weshalb er niemanden mehr fürchten muss. Er braucht nur „Im Namen des Gesetzes, im Namen der Regierung“ zu sagen, wodurch er jede Arbeit erledigt und jede Schwierigkeit überwindet.
Wie zu Beginn schon erwähnt, spricht die ganze Schöpfung „Bismillah“. Doch wie geschieht das? Um diese Tatsache besser zu verstehen, stelle dir einmal einen einzigen Mann vor, der ganz alleine die Bewohner einer ganzen Stadt an einen Ort verbannt und sie Zwangsarbeit verrichten lässt. Du würdest sofort mit Sicherheit darauf schließen, dass dieser Mann niemals im eigenen Namen mit seiner bloßen eigenen Kraft handelt, sondern vermutlich eine Art Soldat ist, d.h. im Namen eines Staates handelt und sich auf die Macht eines Herrschers stützt.
Genauso handeln alle Dinge im Namen Gottes, sodass winzig kleine Samenkerne und Körner riesige Bäume auf ihrem Haupt tragen, Lasten gleich Berge emporheben. Das heißt also: Jeder Baum spricht "Bismillah"; er füllt seine Hände aus der Schatzkammer der Allbarmherzigkeit mit Früchten, streckt sie uns entgegen, bietet sie uns an.
Jeder Garten spricht "Bismillah"; er wird zu einem Kessel in der Küche der Macht, worin die verschiedensten Arten köstlicher Speisen gleichzeitig zubereitet werden.
All die Tiere wie Kühe, Kamele, Ziegen und Schafe, die Gott zum Segen der Menschheit geschaffen hat, sprechen "Bismillah". Aus der Fülle des Erbarmens entsteht ein Brunnen von Milch. Sie bieten uns im Namen des wirklichen Versorgers (also Gott) die feinste und reinste Nahrung gleich dem Wasser des Lebens an.
All die Pflanzen, Bäume und Kräuter sprechen "Bismillah" mit ihren seidenweichen Wurzeln und Adern. Sie durchdringen harte Steine und feste Erde. Sie sprechen „Im Namen von Allah, im Namen von Rahman[6]“ und es unterwerfen sich ihnen alle Dinge.
Die Tatsache, dass so wie sich Äste in der Luft ausbreiten und Früchte tragen, auch die Wurzeln sich inmitten von fester Erde und harten Steinen mit derselben großen Leichtigkeit ausbreiten und ihren Ertrag hervorbringen und weiterhin die Tatsache, dass die empfindlichen grünen Blätter auch noch in großer Hitze monatelang frisch bleiben, lässt die Naturalisten mit einem Schlag auf den Mund verstummen, steckt ihnen den erhobenen Zeigenfinger in ihre verblendeten Augen und predigt zu ihnen: „Sogar die Härte und die Hitze, der du eine so große Macht zuschreibst, handeln im göttlichem Auftrag, sodass diese seidenweichen Adern gleich dem Stab Moses dem Befehl ‚Und wir haben gesagt: Schlage den Felsen mit deinem Stab!‘ [7] gehorchen und die Felsen spalten. Und diese zarten Blätter, dünn wie Zigarettenpapier, symbolisieren selbst in glühender Hitze den Koranvers ‚Oh Feuer, sei kühl und friedlich!‘[8], wie auch damals die Körperglieder des Gottesgesandten Abraham (mit dem Friede sei), als dieser ins Feuer geworfen wurde.“
Da nun einmal jedes Wesen zumindest nonverbal "Bismillah" sagt und uns nur im Namen Allahs seine Gnadengaben entgegenbringt und anbietet, müssen auch wir "Bismillah" sagen.
Nur im Namen von Allah sollten wir geben und auch nur in seinem Namen die Gaben entgegennehmen. Aus diesem Grund sollten wir von Menschen auch nichts annehmen, die Allah vergessen haben und nicht in seinem Namen geben.
Wir zahlen an Menschen, die Nahrungsmittel verkaufen, einen bestimmten Preis. Doch welchen Preis verlangt wohl Allah als der wahre Eigentümer dieser Nahrungsmittel[9]?
Es sind drei Dinge, die der Wahre Geber als Preis für seine wertvollen Gnadengaben von uns fordert.
Erstens: an Allah gedenken (Zikir),
zweitens: Allah danken (Schukur),
drittens: über Allah und seine Gaben nachsinnen (Fikir).
Zu Beginn einer Handlung wie z.B. der Nahrungsaufnahme zählt das Aussprechen der Gebetsformel „Bismillah“ als Zikir. Am Ende zählt das Aussprechen der Gebetsformel „Alhamdulillah“ als Schukur. Dazwischen[11] zählt als Fikir, wenn man darüber nachdenkt und es auch begreift, dass die vorliegenden Gnadengaben Allahs, die alle eigentlich unbezahlbare und nicht nachahmbare Kunstwerke sind, nur ein Wunder der Allmacht und ein Geschenk des Allerbarmens eines Schöpfers sein können, der die Attribute „Al-Ahad“[12] und „As-Samad“[13] hat.
Genauso, wie es eine große Dummheit wäre, einem Habenichts die Füße zu küssen, wenn er dir ein kostbares Geschenk eines Königs überbringt und dabei den Eigentümer des Geschenkes nicht zur Kenntnis zu nehmen, so ist es tausendmal dümmer, die äußerlich sichtbaren Spender  zu loben und zu lieben, den Wahren Geber  aber zu vergessen.
Oh mein Nefis! Wenn du nicht so dumm sein willst, dann gib im Namen Allahs, nimm im Namen Allahs. Im Namen Allahs fange an. Im Namen Allahs führe aus.






[2] Nefis hat in der islamischen Terminologie mehrere Bedeutungen: Zum einen kann man damit das eigene Ego meinen, zum anderen ist es eine symbolhafte Instanz, die für die animalischen Triebe eines Menschen steht. Doch der Nefis ist nicht unveränderbar. Islamische Persönlichkeiten haben versucht, den Nefis mit Hilfe ihres Verstandes zu überzeugen, mit Hilfe guter Taten und Gedanken zu reinigen und mit Hilfe von Askese abzuschwächen. Deshalb appelliert auch Said Nursi immer zuerst an seinen eigenen Nefis und dann erst an seine Zuhörerschaft.
[3] Denn all die unendlichen Dinge, die wir uns nicht auf eigene Faust beschaffen oder vor denen wir nicht mithilfe unserer eigener Kraft sicher sein können, fallen außerhalb der engen Grenzen unserer Stärke und unseres Reichtums. Angefangen von winzigen Viren bis zu riesigen Meteoriten gehört alles zu unseren Feinden. Analog dazu gehört alles von einem Atemzug bis zur gigantischen Sonne zu unseren Bedürfnissen.

[5] Die Namen Gottes können nur ganz knapp und ungefähr übersetzt werden, weshalb es empfohlen wird, die Bedeutungen dieser Namen separat nachzuschlagen. Sie werden direkt hinter den Übersetzungen in Klammern erwähnt.
[6] „Rahman“ ist einer der Namen Allahs und hat unter anderem die Bedeutung „Erbarmer“.
[7] Ungefähre Bedeutung der Sure 2, Vers 60 im Koran.
[8] Ungefähre Bedeutung der Sure 21, Vers 69 im Koran.
[9] Dies gilt im erweiterten Sinne für alle Waren, da Menschen mit Allahs Kraft und Erlaubnis die vorliegenden Stoffe höchstens verarbeiten oder weiterleiten, sie jedoch nie aus dem Nichts erschaffen können.

[11] Also zwischen Anfang und Ende einer Handlung, mit anderen Worten: während der Handlung, z.B. während des Essens.
[12] „Al-Ahad“ ist einer der Namen Allahs und bedeutet so viel wie „der Eine und Einzige“. Eine kurze Erläuterung zur Bedeutung dieses Attributes im Kontext dieser Abhandlung: Da in unserer Welt alles mit allem zusammenhängt, kann es auch nur einen Einzigen geben, der alle Dinge in ihrer Gesamtheit lenkt, steuert und ordnet, anderenfalls würde die Ordnung verloren gehen. Diese Tatsache wird an anderen Stellen der Risale-i Nur ausführlicher erklärt und bewiesen. Außerdem hat der allmächtige Schöpfer als Einziger auch das Wissen und die Macht, um diese Wunderwerke zustande zu bringen.
[13] „As-Samad“ ist ein weiterer Name Allahs und hat die ungefähre Bedeutung, dass Gott niemanden nötig hat, aber dass umgekehrt alle Dinge Allah nötig haben.